Wall decoration (extant)

Description

Margareta Staub Gierow

In der sehr knappen Beschreibung der Malereien von A. Mau (siehe comments) werden die auf Griechisch geschriebenen Epigramme, welche auf vier der Bilder (demjenigen in der Mitte der W-Wand, und auf den drei Tafeln der N-Wand) erhalten waren, und es teilweise noch sind. Mit grösster Wahrscheinlichkeit gab es auch an der O-Wand einen zur Bacchus-Szene gehörenden Bildtext, der aber schon bei der Ausgrabung verschwunden war. Der Text, der ursprünglich zur Darstellung der linken Tafel der N-Wand gehörte, war nur sehr bruchstückhaft erhalten.
Mau weist in seinem Bericht bezüglich der Inschriften auf den schon 1876 in dem Bullettino publizierten Artikel von A. Soliano (BdI 1876, 29-32) hin. Hier gibt es eine erste gründliche Auseinandersetzung mit Inhalt und Provenienz der Epigramme, die aufgrund ihrer Einmaligkeit in der pompejanischen, sogar in der gesamten römischen Malerei, Thema vieler Publikationen gewesen sind.
Heute sind sowohl die Malereien als auch die dazugehörenden Dipinti in schlechtem Zustand. Deswegen wird hier anstatt einer weiteren Beschreibung und Interpretation auf frühere Werke hingewiesen. Der Artikel von V.M. Strocka (Strocka 95), auf den schon mehrfach Bezug genommen wurde, enthält sowohl eine genaue Beschreibung und Interpretation der Dekorationen als auch eine ausführliche Auseinandersetzung mit den Inschriften. Diejenigen der Epigramme, deren ursprünglicher Wortlaut erhalten oder mit ausreichender Sicherheit rekonstruierbar sind, werden ergänzt, und der antiken literarischen Quelle zugeordnet, der schon bei der Ausgrabung fehlende Bildtext der O-Wand wird durch analoge Vergleiche rekonstruiert. Darüberhinaus enthält der Artikel eine beinahe komplette Bibliographie, in der sämtliche bis dahin bezüglich Bau- und Dekorationsbeschreibung, Datierung und Interpretation des Raumes publizierten Werke aufgelistet werden.
Von später erschienenen Beiträgen zur Ikonographie und zur Frage nach den literarischen Quellen und bezüglich den Zusammenhang zwischen Bild und Text sind die Artikel von B. Bergmann (B.Bergmann, A painted garland: weaving words and images in the House of the Epigrams in Pompei, in: Art and Inscriptions in the Ancient World, Hrsg.Zahra Newby&Ruth Leader-Newby, Cambridge University Press 2007, 60-101) und L.Caso (L.Caso, Dionisio negli affreschi dell´ esedra (y) della Casa degli Epigrammi, Rivista di Studi Pompeiani XVII, Roma 2006, 29-38) die ausführlichsten. Bei beiden nimmt der phililogische Aspekt den vorderen Rang ein, während auf die Malereien weniger ausführlich eingegangen wird.
Die folgende, sehr summarische Beschreibung der heute erhaltenen Teile der gemalten Dekoration des Raumes soll nicht anstelle der oben erwähnten Publikationen stehen, gehört jedoch der Vollständigkeit halber auch in diese Arbeit.
An der N-, W- und O-Wand wird der mittlere Wandabschnitt wie eine von Säulen seitlich und von einem flachen Gebälk oben gerahmte Ädikula dargestellt. Die S-Wand hat an dieser Stelle die recht breite Türöffnung zum Peristyl i. Von der Malerei der Sockelzone ist heute nur wenig erhalten. Es sind vor allem an der O-Wand Reste der Dekoration, die aus langgestreckten, rechteckigen Predellen mit unterschiedlichen Binnenornamenten besteht noch Reste zu sehen. Der Sockel dient als plastisch dargestellte Standfläche für die auch perspektivisch gemalten Säulen und Pilaster, welche die jeweils drei Felder der Hauptzone rahmen. Die mittlere Partie des Sockels springt vor, wodurch die beiden mit Schuppenmuster und breiten Säulenmanschetten dekorierten Säulen links und rechts der Ädikula dem Betrachter als freistehende Träger des krönenden Gebälks erscheinen. Diese perspektivisch gemalte Tiefenräumlichkeit trägt dazu bei, dass die seitlichen Felder nischenartig erscheinen. Die figürlichen Malereien, die sich in den Nischen befinden, sind gerahmt, und lassen sich somit als auf Tafeln gemalte Bilder, nicht als Ausblicke auf lebendige Szenen.
An allen Wänden fehlen heute die oberen Teile der Malereien; die einzige Ausnahme bilden je eine kleine Partie an den Wänden neben der N-O-Ecke des Raumes. (Die Rekonstruktionszeichnung sämtlicher Wände, Strocka 95, Abb. 2-5 geht sowohl auf ältere Kopien als auch auf im Jahr 1994 noch erhaltene Dekorationsfragmente zurück.) Die erhaltenen Partien zeigen Teile einer, wohl ursprünglich auch an der W-Wand in dieser Form gemalten Frieszone. Diese setzt sich aus zwei Registern zusammen, von denen das untere mit parataktisch gruppierten Fabeltieren beiderseits einer girlandengeschmückten Amfora, das obere mit kleinen Gruppen aus jeweils einer mittleren Palmette und zwei Amoretten besteht. Oberhalb der Friezone ist, heute lediglich an der O-Wand eine kleine Partie der Oberzone mit dem rechten unteren Teil des früher hier gemalten, mit Früchten gefüllten und Girlanden dekorierten Kalathos undeutlich zu erkennen. (Auf Erwähnung des ursprünglichen Kolorits wurde verzichtet, da in früheren Beschreibungen der damals besser erhaltenen Malerei darauf genau eingegangen wird).
Das Mittelbild der W-Wand zeigt einen Ringkampf zwischen Eros und Pan. Im rechten Vordergrund steht Aphrodite. Die Szene spielt sich vor einem im Hintergrund stehenden Tholos ab. Daneben wachsende Bäume und Reste eines blaugemalten Himmels deuten auf ein ländliches Heiligtum im Freien, und zwar - wegen der Gestaltung des Tempels - wahrscheinlich auf den Aphrodite-Kult hin. Über dem unteren Rahmenabschnitt sind - heute sehr fragmentarisch erhalten - griechische Buchstaben in Weiss gemalt. Sie stammen von dem zum Bild gehörenden Epigramm, von dem es bei der Ausgrabung noch genug zum lesen gab, damit der ursprüngliche Wortlaut und die antike Quelle mit grosser Wahrscheinlichkeit bestimmt werden konnten. (s. Strocka 95, 277 mit Anm.123; 278 mit Anm.25; 286). Das Bild selbst hat zwar seit der Ausgrabung stark gelitten, ist aber heute noch gut erkennber.
Die linke (S) Partie der Wand besteht in der Mittel- und Sockelzone aus der schon antik vermauerten Tür zu Gang q. Die Dekoration der Oberzone fehlt, wird aber ähnlich gewesen sein, wie in den überlieferten oder teilweise erhaltenen Malereien der oberen Wandpartien des Raumes.
Im rechten Seitenfeld befindet sich die als Statue (Moormann) wiedergegebene Hore des Herbstes. Sie steht auf einer perspektivisch gemalten Basis, und wird durch den Kranz aus Trauben und Weinblättern und den mit Herbstfrüchten gefüllten, in den beiden Händen zusammengehaltenen (hochgerafften) Chiton als Personifikation dieser Jahreszeit charakterisiert. Die grossen Flügeln auf ihrem Rücken machen deutlich, dass es sich um keine sterbliche Frau, sondern um ein mythisches Wesen handelt. Diese Malerei ist noch heute ziemlich gut erhalten.
Die N-Wand ist mit drei grossen Bildern, alle mit mehrfigurigen Gruppen geschmückt. Die linke (W) Tafel stellt wieder eine Szene im Freien dar: Drei Männer bringen dem, hier in der Form einer auf einer hohen Säule stehenden Statue abgebildeten Pan ihre Jagdnetze. Der Gott ist mit Ziegenkopf, Lagobolos in der einen, wahrscheinlich einer Schleuder (Strocka 95, 281) in der anderen dargestellt. Die in dem dazugehörenden Epigramm als Brüder ausgewiesenen Männer bilden einen Halbkreis um die Säule, neben der ein Baum wächst. Die Netze haben zum Fangen von Bergwild, von Vögeln und von Fischen gedient, und hängen jetzt als Opfergaben an Pan in den Zweigen des Baumes. Von dem Epigramm (FOTNOT), waren schon bei der Ausgrabung lediglich fragmentarische Buchstaben erhalten die jedoch ausreichend waren, um den Leonidas von Tarent zugeschriebenen Text zu rekonstruieren.
Die Mittlere Tafel der N-Wand stellt eine aus der antiken Literatur (FOTNOT) bekannte Szene dar: Homeros, der über die Lösung eines von zwei Brüdern gestellten Rätsel grübelt. Der Dichter sitzt auf einem stufenförmigen Postament aus Stein, hinter dem eine hohe Säule steht. Darauf befindet sich eine kleine Statue, die wegen der beigefügten Attribute - eines Delfins und eines langen Stabs, der vielleicht als Dreizack gedeutet werden kann (Strocka 95, 282) - sich als Poseidon interpretieren lässt. Dafür sprechen auch die Meereslandschaft, in der sich die Szene abspielt, sowie die beiden Gegenstände, die mit Bändern an die Säule gebunden sind. Es handelt sich dabei um ein Schild und ein Ruder, die, wie schon Dilthey bemerkt hat, auch als Anspielungen auf die Ilias und die Odyssee gedeutet werden können. Im Hintergrund sind noch schwache Reste eines auf dem Meer segelnden Schiffes erhalten. Von den beiden Brüder steht der eine, mit einem Pilos auf dem Kopf und Korb und Angelpaar in der Rechten, während er mit der Linken in einer lebhaften Geste auf den vor ihn sitzenden Homer zeigt. Der andere Bruder, der mit grossem Schritt sich von hinten nähert, trägt über der Schulter zwei - heute kaum noch erkennbare - Angeln, und, auch er, einen Korb. Reste zweier auf Griechisch geschriebenen Namen sind beigefügt, der eine konnte als HOMEROS, der andere als AL(t)EIS gedeutet werden. Die Rätselfrage, die am unteren Bildfeld zu lesen war, ist heute ebenfalls fragmentarisch erhalten. Der Text ist aus der Literatur bekannt (Strocka 95, 281 mit Anm. 33.34).
Von der Malerei des rechten (O) Wandfeldes war schon bei der Entdeckung vieles verlorengegangen, und heute ist noch weniger zu sehen. Vor einer kräftigen Säule, auf der wahrscheinlich eine Götterstatue gestanden hat, befindet sich rechts ein auf den Hinterbeinen stehender Ziegenbock, der die Trauben von einer, sich um die Säule windenden Weinrebe frisst. Links wird der Bock wieder abgebildet, hier aber von einem bekräntzten Knaben zur Bildmitte getrieben, wo ein Mann mit einem Speer in der linken ihn mit der rechten Hand aus Beeren gepresstem Saft begiesst. Von dieser Gestalt bleiben heute lediglich Reste der unteren Körperpartie. Eine helle Wandfläche, wahrscheinlich die Aussenmauer eines Tempels wird im Hintergrund des linken Bildabschnitts sichtbar. Das zum Bild gehörende Epigramm ist beinahe gänzlich verwittert, es konnte aber bei der Ausgrabung gelesen, und dem Dichter Euenos von Askalon zugeschrieben (Strocka 95, 282) werden. Text und Bildmotiv zeigen, dass diese Malerei mit dem Dionysoskult zu verbinden ist.
Die O-Wand war ähnlich gegliedert wie die W-Wand mit dem Unterschied, dass es hier zwei bemalte Seitenfelder gibt, während an der gegenüberliegenden Wand die linke Mittelzone von der später vermauerten Tür beansprucht wurde.
In dem linken, nischenartig gestaltenen Seitenfeld wird das gerahmte Bild von der Statue einer stehenden weiblichen Person eingenommen. Dieser Dekorationsabschnitt gehört zu den heute am besten erhaltenen Malereiresten im Raum, wahrscheinlich wegen der im hintersten Raumteil eher geschützten Lage. Die in der Vorderansicht abgebildete junge Frau in langem gegürteten Chiton wird durch ihre Schmetterlingflügeln als Psyche charakterisiert. Sie hält mit der Linken eine grosse Leier auf der sie mit den Fingern der rechten Hand in die Seiten greift.
Das Mittelfeld dessen untere Partie schon früher schlecht erhalten war, ist hier heute beinahe gänzlich verblichen und verwittert. In der Mitte der Tafel steht eine hohe, zylinderförmige Statuenbasis mit weit auskragendem Abschluss und mit - heute fragmentarisch erhaltenen - Girlanden geschmückt. Auf der Basis steht eine Plinthe, worauf sich eine vergoldete Götterstaue befindet. Diese lässt sich wegen der beigefügten Attribute - Nebris, Thyrsosstab, Tympanon und Kantharos als Dionysos identifizieren. Dafür sprechen auch die kleinen Hörner, die noch deutlich an der Stirn des Gottes zu sehen sind, sowie der Panther, Dionysos´ spezielles Tier. (FOTNOT Strocka 95, 284 setzt sich u.A. mit der von Moormann vorgeschlagenen Interpretation der Statue als Ariadne aus). Im unteren Teil dieser Tafel, sind heute nur noch undeutliche Farbreste erhalten. In der früheren Beschreibung werden schon damals beinahe verlorengegangene Figuren erwähnt, die sich vielleicht mit einer Kulthandlung verbinden liessen. Die hier zu postulierende Bildinschrift fehlte gänzlich (Vorschlag zur Ergänzung mit Text, s. Strocka 95, 287).
Das rechte Feld der Mittelzone ist genauso konzipiert wie das Linke und dasjenige mit der Hore des Herbstes an der W-Wand: In einer Nische wird eine gelbgrundige Tafel von einem oben und unten breiten, seitlich schmalen dunkelroten Rahmen umgeben. Darauf befindet sich die wieder auf einem perspektivisch gemalten Sockel abgebildete Statue einer stehenden Frau. Grosse Teile der Oberkörper und des Kopfes fehlen heute. Sie ist mit langem Chiton und Mantel bekleidet, trägt einen Kranz auf dem Kopf, macht, wie Strocka schreibt (Strocka 95, 285) mit der linken, ausgestreckten Hand "eine auffordernde Geste". Sie hat weder Flügeln, noch andere charakterisierende Attribute, wird aber wegen ihrer würdevollen Haltung und Bekleidung allgemein als Priesterin gedeutet.

BdI 1877, 93-95: … La decorazione, come già dissi, è eseguita nel 2o stile, e ne è uno de´ più ricchi e più eleganti esemplari; siccome però in altro luogo ne pubblicherò un disegno, così mi astengo dal darne qui una descrizione particolareggiata, limitandomi alle seguenti osservazioni. La decorazione è di quella forma, che in mezzo alla parete mette la nicchia del quadro, immaginata come un padiglione sorretto da colonne a scaglie, sotto al quale sta la tavola del quadro, in modo che fra essa ed il tetto del padiglione si guarda nell´azzurro del cielo; in questo posto troviamo, a cominciar da sin., i quadri (62) di Amore e Pan (Monum. 1876 t. 35, l), (63) di Omero coi pescatori (l. c. t. 35, 2) e (64) della statua di Bacco con adoranti (Ann. 1876 p. 311 sgg.). Anche que´ rettangoli poi, rappresentanti in origine lastre di marmo, di cui uno si trova su ciascun lato delle nicchie, sono ornati di quadri, e vi troviamo (65) sul muro di fondo a sin. i tre fratelli che offrono le loro reti a Pan (l. c. t. 36, 1), (66) a d. il caprone che rode la vite e poi viene sacrificato (l. c. tav. 36, 2). I rettangoli corrispondenti delle pareti laterali contengono ognuno una figura femminile, e sono le seguenti:

67. Sul muro sin. a d. (a sin. il posto è occupato dalla summentovata porticina murata): Ora dell´autunno; sta ritta, mezzo rivolta verso la parte media della parete, sopra una base verde, la cui superficie s´abbassa verso lo spettatore. Essa è alata (ali paonazze) ed ha I capelli biondi cinti d´una tenia paonazza e d´una corona di vite, come pare con due grappoli d´uva. Porta scarpe gialle, una sottoveste gialla con manoche lunghe, e sopra questa un chitone cinto, che di sopra è paonazzo, dalla cinta in giù giallo con orlo paonazzo. Alza il chitone fino alle coscie e porta in esso frondi e frutta.

68. Muro d. a. sin: sopra una base della medesima forma sta ritta una donna con ali di farfalla di vari colori, coronata, vestita di giallo e paonazzo, che semirivolta a. d. (verso l´ingresso, o verso la parte media della parete) suona con ambedue le mani la lira.

69. Muro d. a destra sopra una base simile sta una donna coronata e vestita di chitone paonazzo e manto turchino. Guarda in su, rivolgendosi a d. (verso l´ingresso) e stende da questa stessa parte la d. leggermente alzata; la sin. pare che stia involta nel manto."

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